Ein Doppelpunkt wird in der deutschen Sprache selten verwendet, aber wenn man ihn verwendet, sollte man ihn richtig verwenden. (Und ein Leerzeichen dahinter setzen, das vergessen viele.)

Bei etlichen Einsendungen von Manuskripten fällt auf, daß viele anscheinend nicht wissen, wie man den Doppelpunkt richtig verwendet. Deshalb hier mal ein paar Hinweise dazu.

Im Duden

Ein Doppelpunkt steht laut Duden

1. vor der angekündigten wörtlichen Rede
Beispiel:
Sie kam herein und sagte: »Was habt ihr denn schon wieder angestellt?«

2. vor angekündigten Sätzen oder Satzteilen
Beispiel:
(Satz) Das Sprichwort heißt: Übung macht den Meister.
oder
(Satzteil) Leistung: befriedigend

3. vor angekündigten Aufzählungen
Beispiel:
Die Wochentage im Deutschen werden folgendermaßen benannt: Montag, Dienstag, Mittwoch usw.

ABER der Doppelpunkt steht nicht, wenn der Aufzählung noch irgendwelche »Verbindungswörter« vorausgehen, wie »nämlich«, »das heißt« o.ä. In diesen Fällen setzt man vor die Aufzählung ein Komma.
Beispiel:
Die Woche hat sieben Tage, nämlich Montag, Dienstag, Mittwoch usw.

Im Roman

Das wäre jetzt erst einmal laut Duden grundsätzlich richtig, aber in einem Roman gelten noch wieder andere Regeln. So ist es beispielsweise schlechter Stil zu schreiben: Sie kam herein und sagte: »Was habt ihr denn schon wieder angestellt?«, denn das »sagte« ist in diesem Falle eigentlich überflüssig.

Man kann es schreiben, ja, es ist grammatikalisch auch nicht falsch, aber ich würde es beim Lektorieren sofort streichen.

Die bessere Variante wäre:
Sie kam herein. »Was habt ihr denn schon wieder angestellt?« fragte sie.

oder:
Sie kam herein. »Was habt ihr denn schon wieder angestellt?«

Da das Fragezeichen sowieso aussagt, daß es sich um eine Frage handelt, kann man ein zusätzliches »sagte sie« oder »fragte sie« einfach weglassen.

Die Sache mit den Leerzeichen und den Anführungsstrichen

Was man aber nie weglassen darf, ist das Leerzeichen hinter dem Doppelpunkt! Hier gilt für den Doppelpunkt dasselbe wie für den Punkt: Hinter jedem Doppelpunkt und hinter jedem Punkt kommt ein Leerzeichen. Wenn man die Grammatikprüfung in Word eingeschaltet hat, bemerkt Word den Fehler und unterstrichelt die beiden Wörter vor und hinter dem Doppelpunkt oder dem Punkt, damit man weiß, daß man das Leerzeichen vergessen hat.

Leider ist jedoch nicht immer eine Grammatikprüfung da, um eine auf diesen Fehler hinzuweisen, und somit erhalten wir viele Manuskripte, bei denen das Leerzeichen hinter dem Doppelpunkt (und sogar hinter dem Punkt) fehlt. Wie auch immer man auf so etwas kommt . . .

In einem gedruckten Buch sieht es furchtbar aus, wenn das Wort hinter dem Punkt oder Doppelpunkt so am vorausgehenden Punkt oder Doppelpunkt hängt, also müssen wir das beseitigen, was uns viel Arbeit verursacht. Und ganz besonders schlimm wird es, wenn man dem Doppelpunkt oder Punkt direkt anschließende wörtliche Rede folgt.

Die Setzerin hat ein Programm für das Ersetzen der normalen Anführungszeichen durch unsere spitzen Anführungszeichen. Das Programm weiß: Wenn die wörtliche Rede losgeht, ist davor ein Leerzeichen, also mache ich das Anführungszeichen für vorn, dieses also: ».

Zudem weiß das Programm: Wenn kein Leerzeichen vor der wörtlichen Rede ist, dann mache ich das Anführungszeichen für hinten, also: «.

Das Programm läuft durch, und eigentlich sollten die Anführungszeichen für unsere Bücher dann korrekt gesetzt sein. Aber unsere lieben Autorinnen haben die Leerzeichen hinter Punkten oder Doppelpunkten vergessen, und was ist die Folge? Alle Anführungszeichen sind falsch, denn da die Autorin kein Leerzeichen vor der wörtlichen Rede gesetzt hat, geht das Programm davon aus, daß die wörtliche Rede hier nicht anfängt (dann gäbe es ja ein Leerzeichen, denkt sich das Programm), sondern aufhört. Also setzt das Programm statt des Anführungszeichens für vorn das für hinten – und wir müssen alle Anführungszeichen von Hand korrigieren.

Vielen Dank an alle Autorinnen, die uns so viel zusätzliche Arbeit bescheren (sinnloserweise).

Also, liebe Autorinnen, denkt doch bitte daran, die Leerzeichen korrekt zu setzen. Dann dauert es vielleicht nicht Jahre, bis wir die Manuskripte korrigiert haben.