Präzision wird meist nur in Zusammenhang mit technischen Geräten als Qualitätskriterium verwendet, aber warum eigentlich? Warum verlangt man nicht auch von jeder und jedem Schreibenden Präzision? Sind SchriftstellerInnen weniger professionell als beispielsweise Autobauer?
Oder legen LeserInnen weniger Wert auf Qualität als AutofahrerInnen?
Eigentlich denke ich das nicht. Ich denke, wir sollten überall Wert auf Qualität legen. Sicherlich bin ich da genauer, wo es um mein Spezialgebiet, die Schriftstellerei, geht, aber auch ich möchte nicht mit einem Auto von der Straße fliegen, bei dem beim Einbau der Schrauben nicht auf Präzision geachtet wurde.
Ja, bei einem Auto, da merkt man es, wenn die Präzision vernachlässigt wurde. Das hat sofort Folgen. Bei einem Text sind die Folgen natürlich nicht so gravierend. Oder doch? Einen schlechten Text zu lesen ist – zumindest für mich – eine Qual. Gut, man stirbt nicht daran, wie vielleicht an einem Autounfall, aber ich finde, es ist doch ein ziemlich harter Angriff auf die Gehirnzellen, denen so etwas zugemutet wird.
Vielen Schreibanfängerinnen mangelt es gerade daran: an Präzision.Wir haben es jetzt gerade wieder im Fanfiction-Bereich gesehen. Eine Leserin schrieb, sie könne sich die Figuren nicht vorstellen, sie werden nicht lebendig für sie, und das ist eine Folge der fehlenden Präzision. Wie ein Auto mit nicht präzis eingesetzten Schrauben kommt die Geschichte so von der Straße ab, landet im Graben und vielleicht zum Schluß auf dem Schrottplatz.
Gut, manche Autos kann man nach einem Unfall noch reparieren, manche Geschichten auch. Aber meist sieht man die Reparatur, besonders wenn die Beschädigungen massiv waren. Somit ist es oftmals besser, die Geschichte wegzuwerfen und eine neue zu schreiben.
Allerdings dann mit mehr Präzision, denn sonst landet sie gleich wieder im Graben.