Ganz so einfach, wie der Titel sagt, ist es nicht, aber Richard Norden hat auf seinem Blog eine App vorgestellt, die einem beim Schreiben so quasi Ideen »zuwirft«. Das finde ich sehr interessant.
Die App heißt Writing Challenge, also auf Deutsch »Schreibherausforderung«. Ist aber leider nur auf Englisch erhältlich. Sehr gute Englischkenntnisse braucht man nicht, aber zumindest sollte man die Aufgaben verstehen können. Die App arbeitet nämlich wie ein Stichwortgeber und stellt immer neue Aufgaben für eine Geschichte, die man gerade schreibt.
Ich finde, das ist eine sehr gute Idee. Es ist ähnlich wie die Aufgaben, die ich hier in der Schreibwerkstatt gestellt habe, nur wird man während des Schreibens immer vorangetrieben, so dass man die erste Aufgabe nur als Anfang betrachtet, dann kommt die nächste Idee usw.
Es fängt beispielsweise an mit Beginne eine Geschichte ... in der eine Person vorkommt, die einen Schlüssel findet.
Gut. Fangen wir an.
»Mensch, was glitzert denn da?« Antonia schrie entzückt auf, als sie mit ihrer besten Freundin Siw wie jeden Mittag von der Schule nach Hause ging. Sie waren beide gerade einmal acht Jahre alt, und den Schulweg von gut zwanzig Minuten bewältigten sie immer gemeinsam, denn die Häuser ihrer Eltern lagen in derselben Straße.
»Lass das liegen.« Siw verzog angeekelt das Gesicht. »Da ist Dreck.«
»Macht nichts.« Schon hatte Antonia sich hinuntergebeugt und etwas aus dem Matsch an einer Regenpfütze gezogen. »Guck mal. Ein Schlüssel.« Sie hielt Siw das verdreckte Teil vor die Nase.
Siw wich unwillkürlich nach hinten aus. Sie hatte für Dreck überhaupt nichts übrig, und obwohl Antonia ihre beste Freundin war, hätte sie ihr gern gesagt, was sie von ihren dreckigen Fingern hielt.
In diesem Moment piept die App und gibt die nächste Aufgabe: Füge eine Szene hinzu, die in einem Versteck spielt.
»Sieht interessant aus«, meinte Antonia, während sie das dreckige Teil vor ihren Augen drehte. Danach richteten sie sich glänzend auf Siw. »Ich muss das in unser Versteck bringen!«
»Oh nein!« Siw stöhnte auf. »Ich hab Hunger! Ich will nach Hause!« Siw war im Gegensatz zu der sehr dünnen Antonia ein bisschen rundlich, und Essen spielte in ihrem Leben eine große Rolle.
»Ach, komm schon.« Antonia drehte sich um. »Dauert doch nur eine Minute.«
Dann kommt die Szene im Versteck, und währenddessen gibt die App wieder einen Piep von sich, und die nächste Aufgabe ist: Schreibe einen Dialog, der mit dem Satz beginnt: »Ich weiß nicht, wer ich bin ...«
Man kann die Zeit auch anhalten, bis man weitergeschrieben hat, also es ist nicht so, dass man jedes Mal beim Piepen auf die Aufgabe eingehen muss.
Richard Norden beschreibt das in seinem Blog noch genauer. Ich werde mir die App vielleicht mal anschauen, klingt nicht uninteressant.